Fragen und Antworten zum Thema Hydraulikschlauch

Alles was Sie über den Hydraulikschlauch wissen sollten 

Hydraulikschläuche kommen in der Industrie überall da zum Einsatz, wo zur Fluidübertragung keine starren Rohrleitungen genutzt werden können. Also zum Beispiel bei Verbindungen von beweglichen Anlagenkomponenten oder wenn es aufgrund von Schwingungsübertragungen und Pumpenpulsationen zu ständigen Erschütterungen kommt. Aber auch besondere räumliche Voraussetzungen oder schlicht die Geräuschdämmung können Gründe sein, warum man in der Hydraulik statt auf Rohr auf Schlauch setzt. Da es sich bei Hydraulikschlauchleitungen nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) um überwachungs- und austauschpflichtige Arbeitsmittel handelt, gibt es für ihre Verwendung einiges zu beachten. Deshalb haben wir Ihnen hier in einem FAQ die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Hydraulikschlauch übersichtlich zusammengefasst.

Ihr Hydraulikschlauchleitungs-Spezialist
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Sind Hydraulikschlauch und Hydraulikschlauchleitung dasselbe?

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe Hydraulikschlauch und Hydraulikschlauchleitung meist als Synonyme verwendet. Streng genommen ist das jedoch nicht korrekt. Hydraulikschläuche sind als Meterware erhältliche Elemente mit einer Innen- und Außenschicht sowie mit Stahl- und Textileinlagen als Druckträger. Von einer Hydraulikschlauchleitung spricht man erst, wenn Hydraulikschläuche mittels Armaturen zu einem System zusammengesetzt und an die Anlage angeschlossen sind.

Aus einem Hydraulikschlauch wird eine Hydraulikschlauchleitung
Hydraulikschlauch Meterware
Hydraulikschlauch mit Einpressung
Eingebaute Hydraulikschlauchleitung

Gibt es Unterschiede bei Hydraulikschläuchen?

Ja, die gibt es. Hydraulikschläuche sind zwar prinzipiell immer gleich in drei Schichten aufgebaut. Die genaue Auslegung ist aber vom jeweiligen Einsatzbereich abhängig. Insgesamt gibt es zahlreiche Faktoren, die über die Auswahl des passenden Schlauches entscheiden. Im Einzelnen sind das:

  • Druck
  • Verwendungszweck
  • Durchflussmenge
  • Fließgeschwindigkeit
  • Durchmesser
  • Art des Mediums
  • Erforderlicher Biegeradius

Nach EN ISO 6708 lautet die offizielle Größenangabe einer Hydraulikschlauchleitung bzw. eines Hydraulikschlauchs DN (engl. Diameter Nominal). Sie gibt den Innendurchmesser in Millimetern an.

Markus Frenzel, Hydraulikschlauchleitungs-Spezialist

Wie müssen Hydraulikschlauchleitungen installiert werden?

Oberstes Kriterium bei der Verwendung von Hydraulikschlauchleitungen ist die sichere Funktionalität. Um diese zu gewährleisten, muss unbedingt auf einen sachgemäßen Einbau geachtet werden. Das beginnt bei der Verwendung entsprechend geeigneter Schlauchhalterungen und geht bis hin zur Handhabung der Hydraulikschläuche selbst. So ist zum Beispiel eine zu starke Torsion (Verdrehung) zu vermeiden. Das vermindert die Lebensdauer genauso wie das Überschreiten des zulässigen Biegeradius oder zu starke Zug- und Stauchbelastungen. Weitere negative Faktoren für die Lebensdauer und Funktionalität von Hydraulikschlauchleitungen sind extreme Temperatureinwirkungen und Schwingungen. Potenzielle Scheuerstellen sollten zudem mit entsprechenden Schutzeinrichtungen versehen werden.

Dürfen an Hydraulikschlauchleitungen elektrische Leitungen befestigt werden?

Ein ganz klares NEIN. Zwar mag es verlockend erscheinen, eine Schlauchleitung als Verlegebahn für elektrische Kabel zu nutzen, dies ist aber laut DIN EN 60204-1 „Sicherheit von Maschinen“ verboten. Zum einen besteht die Gefahr, dass es an den elektrischen Leitungen zu Defekten durch undichte Hydraulikschläuche oder thermische Überlastungen kommt. Zum anderen kann das Befestigen der elektrischen Leitungen – zum Beispiel mittels Kabelbinder – zu Beschädigungen an den Schläuchen oder zu Einschränkungen des Biegeradius führen. Allesamt Szenarien, die negativen Einfluss auf die Anlagenverfügbarkeit haben und sogar ein echtes Sicherheitsrisiko darstellen.

Wie müssen Hydraulikschlauch und Schlauchleitung gekennzeichnet werden?

Auf dem Hydraulikschlauch an sich, müssen Angaben zur Norm, Schlauchtype, Nennweite und Herstellungsjahr vorhanden sein. Hydraulikschlauchleitungen müssen auf mindestens einer Seite des Presseinbands mit dem Namen oder dem Kennzeichen des Herstellers, dem Produktionsjahr (letzten zwei Ziffern) und -monat sowie dem maximalen Betriebsdruck versehen sein. Um Verwechslungen beim Betriebsdruck zu vermeiden, empfiehlt die DIN 20066 jeweils die Maßeinheit (Bar oder MPa) mit anzugeben.

Kennzeichnung Hydraulikschlauch und Hydraulikschläuche
Kennzeichnung Hydraulikschlauch
Kennzeichnung Hydraulikschlauch und Hydraulikschlauchleitung
Kennzeichnung Hydraulikschlauchleitung

Wie oft müssen Hydraulikschlauchleitungen getauscht werden?

Selbst wenn Hydraulikschlauchleitungen keine äußeren Beschädigungen aufweisen, müssen sie nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) bzw. nach DGUV 113-020 in angemessenen Abständen ausgetauscht werden. Die Verweildauer hängt dabei stark von den Einsatz- und Umgebungsbedingungen ab. Nach der derzeit gültigen DGUV (ehemals BGR 237) liegen die empfohlenen Richtwerte für normal beanspruchte Hydraulikschlauchleitungen bei sechs Jahren, wobei hier die maximale Lagerungsdauer von zwei Jahren miteingeschlossen ist. Grundsätzlich gilt, dass immer die Empfehlungen des Maschinenherstellers berücksichtigt und die Hydraulikschlauchleitungen regelmäßig geprüft werden sollten. Das ist schon allein deshalb geboten, weil der Verschleiß an Hydraulikschlauchleitungen maßgeblich von den jeweiligen Einsatzbedingungen abhängt. So liegt es auf der Hand, dass in einem Mehrschichtbetrieb generell in kürzeren Abständen gewechselt werden muss als in einem Einschichtbetrieb. Aber auch die Umgebungstemperatur oder Kleinigkeiten wie ein zu starker Biegeradius können die Lebensdauer von Hydraulikschläuchen verkürzen.

Je nach Stärke der Beanspruchung wird bei Hydraulikschläuchen ein Wechselintervall von zwei bis sechs Jahren empfohlen. Viele Unternehmen setzen zudem auf ein professionelles Hydraulik-Schlauchmanagement.

In welchen Intervallen müssen Hydraulikschlauchleitungen geprüft werden?

Wie oft Hydraulikschlauchleitungen zu prüfen sind, hängt vom jeweiligen Betrieb ab und bemisst sich an der Gefährdungsbeurteilung der installierten Anlage. Darüber hinaus gibt es Empfehlungen aus der DIN 20066 und DGUV 113-020. Hier heißt es, dass bei normalen Beanspruchungen eine Prüfung einmal im Jahr und bei erhöhten Beanspruchgen halbjährlich zu erfolgen hat.

Typische Mängel an Hydraulikschläuchen

  • Austretendes Hydrauliköl
  • Herausrutschen des Hydraulikschlauchs aus der Pressfassung
  • Verformungen und Beschädigungen an der Schlaucharmatur
  • Scheuerstellen, Risse, Quetschungen, Versprödungen an der Außenschicht
  • Blasenbildung auf der Außenschicht
  • Geknickte oder dauerhaft verformte Schlauchleitungen

Wer darf Hydraulikschlauchleitungen prüfen?

Prüfungen an Hydraulikschlauleitungen dürften nur von einer dazu befähigten Person durchgeführt werden, die zudem von Betrieben offiziell als solche benannt wird. Wann und wie eine Person den Status als befähigte Person für die Prüfung von Hydraulikschlauchleitung aufweist bzw. erwirbt regelt die Betriebssicherheitsverordnung. Generell muss es sich um eine Person handeln, die durch Ihre Berufsausbildung, Ihre Berufserfahrung und ihre aktuelle berufliche Tätigkeit über die erforderlichen Fachkenntnisse verfügt. Außerdem muss die Person an regelmäßigen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen.

Achtung: Nach DIN EN 982/983 dürfen Hydraulikschläuche nicht repariert werden. Bei Mängeln, egal ob am Schlauch oder an der Pressung, muss zwingend ein Austausch erfolgen.

Markus Frenzel, Hydraulikschlauchleitungs-Spezialist

Wie entsorgt man Hydraulikschläuche?

Da es sich bei ausgedienten Hydraulikschläuchen in der Regel um ölverschmutzte Materialien handelt, fallen sie entsorgungstechnisch in die Rubrik Gefahrstoffe. Das bedeutet, sie dürfen keinesfalls in den normalen Hausmüll gelangen, sondern müssen fachgerecht über spezialisierte Unternehmen der Entsorgung bzw. Verwertung zugeführt werden. Hierbei sind die jeweils gültigen Entsorgungsvorschriften zu beachten. Für Industrie- und Handwerksbetriebe empfiehlt es sich, alte Hydraulikschläuche und Armaturen weitestmöglich bereits nach Materialien getrennt zu sammeln. Das reduziert die Entsorgungskosten und erhöht die Chancen auf eine Rückführung der enthaltenen Wertstoffe in den Stoffkreislauf.

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